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Alain Berger verzichtet auf grösste Ehre – ein wahrer SCB-Gentleman

Berns Alain Berger im dritten Eishockey Playoff-Finalspiel der National League A zwischen dem HC Lugano und dem SC Bern, in der Resega Halle in Lugano, am Donnerstag, 7. April 2016. (KEYSTONE/Ti-Press ...
Sein Trikot sollte in Bern demnächst unters Hallendach gezogen werden – doch Alain Berger verzichtet darauf.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS
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Verzicht auf die grösste aller Ehren – ein grosser, wahrer SCB-Gentleman

Alain Bergers Dress sollte eigentlich unters Hallendach des Berner Hockey-Tempels aufgezogen werden. Nun verzichtet er auf die grösste aller Ehren.
03.03.2025, 18:1103.03.2025, 18:11
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Was in der Katholischen Kirche die Seligsprechung und im richtigen Leben die Verleihung der Ehrenbürgerschaft, das ist im Hockey das Spielerdress unter dem Hallendach. Das Arbeitskleid eines besonders verdienstvollen Spielers wird im Rahmen einer Zeremonie, bei welcher der Geehrte natürlich anwesend ist, unter dem Hallendach aufgehängt. Die Nummer wird fortan nicht mehr vergeben («Retired Number»). Der Ruhm des Spielers wird sozusagen verewigt. Er wird offiziell in den Adelsstand der Legende erhoben.

Dieser schöne Brauch, dieser Respekt für erbrachte grosse Leistungen, kommt aus Nordamerika. Beim SCB ist für die sportliche «Seligsprechung» ein Reglement erarbeitet worden. So kann SCB-General Marc Lüthi die Hände in Unschuld waschen und Kritikern sagen: «Es entspricht alles den Buchstaben unseres Reglements.»

CEO Marc Luethi, spricht mit Journalisten nach einer Vorsaison-Medienkonferenz des SC Bern, am Montag, 31. August 2020 in der Postfinance Arena, in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
SCB-Präsident Marc Lüthi lobt Berger als «wahren Gentleman».Bild: keystone

Demnächst hätte in Bern das Dress von Alain Berger (34) unters Hallendach aufgezogen werden sollen. «Ja, das ist richtig», bestätigt Marc Lüthi. «Aber er hat uns nun offiziell mitgeteilt, dass er auf diese Ehre verzichtet. Obwohl er alle Kriterien erfüllt. Er hat uns gesagt, sein Dress gehöre trotzdem nicht unters Hallendach. Das sei zu viel der Ehre.» Marc Lüthi zollt dem heute in Kanada lebenden Emmentaler Respekt: «Er ist ein wahrer Gentleman.»

Tatsächlich wäre Alain Berger «hallendachfähig»: Er hat im Laufe der Saison 2007/08 beim SCB in der höchsten Liga debütiert und seine Karriere im Frühjahr 2022 beim SCB beendet. Mit Ausnahme von drei Jahren (2010 bis 2013) bei den Junioren und fast zwei Jahren in Montreals Farmteam in der AHL hat er als Profi sein Geld immer beim SCB verdient. Er feierte mit den Bernern vier Meistertitel (2013, 2016, 2017, 2019) und zwei Cupsiege (2015, 2021), und darüber hinaus auch noch zwei Meisterschaften bei den Junioren. Während insgesamt elfeinhalb Jahren hat der Bruder von Pascal Berger (SCL Tigers) für den SCB 554 Partien gespielt und dabei 76 Skorerpunkte (31 Tore) beigesteuert.

Alain Berger haelt den Meisterpokal hoch bei der Meisterfeier des SCB am Samstag, 20. April 2013 auf dem Bundesplatz in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Alain Berger nach dem Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2013.Bild: KEYSTONE

Alain Berger verdient sich die «Hallendach-Legitimation» für brave und treue Dienste. Eine wichtige Rolle hat er nie gespielt und seine Eiszeit beschränkte sich in der Meistersaison 2018/19 noch auf 9:10 Minuten. Die Offensive hat er nie befeuert, Charisma hatte er keines, ein Bösewicht oder Provokateur war er nie und ein echter Defensivstürmer auch nicht: Sieben Saisons hat er mit einer Minus-Bilanz beendet. Am wohlsten war es ihm, wenn er die Scheibe auf dem Eis nicht hatte.

Etwas polemisch zusammengefasst: Alain Berger wäre der erste Ergänzungsspieler, der erste Mitläufer, der beim SC Bern ewigen Ruhm bekommen hätte.

Dass er nun freiwillig auf die höchste aller Ehren verzichtet, macht ihn zu einem der Grossen der neueren SCB-Geschichte

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pat the Rat (das Original)
03.03.2025 21:53registriert Februar 2017
Alain Berger, ein Ehrenmann!
Weiss wo er steht, wer er ist, was sein Einfluss war und will keinen unverdienten Ruhm.
Ich feiere ihn dafür!
PS : keine Respektlosigkeit meinerseits, im Gegenteil.
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das Otzelot
03.03.2025 19:52registriert April 2016
Es braucht auch den dankbaren Rollenspieler. Klar geht man wegen den Stars ans Spiel, aber ohne den Viertlinienspier der ohne zu Murren seinen Job macht, wird man nicht Meister. Deshalb, Danke für alles Alain.
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Loom
03.03.2025 18:40registriert November 2016
Immer für gute Stimmung im Team verantwortlich und so manchen Schuss nicht nur im Boxplay geblockt.
Danke Alain
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