Was in der Katholischen Kirche die Seligsprechung und im richtigen Leben die Verleihung der Ehrenbürgerschaft, das ist im Hockey das Spielerdress unter dem Hallendach. Das Arbeitskleid eines besonders verdienstvollen Spielers wird im Rahmen einer Zeremonie, bei welcher der Geehrte natürlich anwesend ist, unter dem Hallendach aufgehängt. Die Nummer wird fortan nicht mehr vergeben («Retired Number»). Der Ruhm des Spielers wird sozusagen verewigt. Er wird offiziell in den Adelsstand der Legende erhoben.
Dieser schöne Brauch, dieser Respekt für erbrachte grosse Leistungen, kommt aus Nordamerika. Beim SCB ist für die sportliche «Seligsprechung» ein Reglement erarbeitet worden. So kann SCB-General Marc Lüthi die Hände in Unschuld waschen und Kritikern sagen: «Es entspricht alles den Buchstaben unseres Reglements.»
Demnächst hätte in Bern das Dress von Alain Berger (34) unters Hallendach aufgezogen werden sollen. «Ja, das ist richtig», bestätigt Marc Lüthi. «Aber er hat uns nun offiziell mitgeteilt, dass er auf diese Ehre verzichtet. Obwohl er alle Kriterien erfüllt. Er hat uns gesagt, sein Dress gehöre trotzdem nicht unters Hallendach. Das sei zu viel der Ehre.» Marc Lüthi zollt dem heute in Kanada lebenden Emmentaler Respekt: «Er ist ein wahrer Gentleman.»
Tatsächlich wäre Alain Berger «hallendachfähig»: Er hat im Laufe der Saison 2007/08 beim SCB in der höchsten Liga debütiert und seine Karriere im Frühjahr 2022 beim SCB beendet. Mit Ausnahme von drei Jahren (2010 bis 2013) bei den Junioren und fast zwei Jahren in Montreals Farmteam in der AHL hat er als Profi sein Geld immer beim SCB verdient. Er feierte mit den Bernern vier Meistertitel (2013, 2016, 2017, 2019) und zwei Cupsiege (2015, 2021), und darüber hinaus auch noch zwei Meisterschaften bei den Junioren. Während insgesamt elfeinhalb Jahren hat der Bruder von Pascal Berger (SCL Tigers) für den SCB 554 Partien gespielt und dabei 76 Skorerpunkte (31 Tore) beigesteuert.
Alain Berger verdient sich die «Hallendach-Legitimation» für brave und treue Dienste. Eine wichtige Rolle hat er nie gespielt und seine Eiszeit beschränkte sich in der Meistersaison 2018/19 noch auf 9:10 Minuten. Die Offensive hat er nie befeuert, Charisma hatte er keines, ein Bösewicht oder Provokateur war er nie und ein echter Defensivstürmer auch nicht: Sieben Saisons hat er mit einer Minus-Bilanz beendet. Am wohlsten war es ihm, wenn er die Scheibe auf dem Eis nicht hatte.
Etwas polemisch zusammengefasst: Alain Berger wäre der erste Ergänzungsspieler, der erste Mitläufer, der beim SC Bern ewigen Ruhm bekommen hätte.
Dass er nun freiwillig auf die höchste aller Ehren verzichtet, macht ihn zu einem der Grossen der neueren SCB-Geschichte
Weiss wo er steht, wer er ist, was sein Einfluss war und will keinen unverdienten Ruhm.
Ich feiere ihn dafür!
PS : keine Respektlosigkeit meinerseits, im Gegenteil.
Danke Alain